Seit dem 29. September findet unter dem Motto „Deutschland rettet Lebensmittel“ die Aktionswoche gegen Lebensmittelverschwendung im Rahmen der bundesweiten Strategie „Zu gut für die Tonne“ statt. Mit verschiedenen Vor-Ort-Aktionen und digitalen Formaten können sich Teilnehmende bundesweit für das Thema Lebensmittelwertschätzung stark machen. Auch das Projektteam von „klimafreundlich pflegen – überall!“ ist diesem überaus wichtigen Thema näher auf den Grund gegangen.
Die Verpflegung verursacht mit rund 50% den größten Anteil der Emissionen, die direkt oder indirekt (Scope 1 – 3) in stationären Pflegeeinrichtungen entstehen. Neben Gründen wie den hohen Fleisch-Anteil und den hohen Einsatz an Tiefkühl-Kost ist der Speiseabfall ein großer Treiber. Zudem besteht großes Potential diesen zu reduzieren. Auch aus einer wirtschaftlichen Perspektive heraus sollten sich die Senioreneinrichtungen dem Thema annehmen. So verursacht der Speiseabfall dreifach Kosten: Beim Einkauf der Ware, bei der Verarbeitung und in der Entsorgung. Dabei ist der Speiseabfall noch vor dem Restmüll die teuerste Abfallart in einer Senioreneinrichtung. Der United Against Waste e. V. gibt daher die Kosten für ein kg Speiseabfall im Care-Bereich mit 4 € an.
Denken wir an die Anzahl der Hungernden in der Welt, die durch die aktuellen Krisen wieder stark zunimmt, wird einem schnell klar, wie die Reduktion des Speiseabfalls auch auf die dritte Säule der Nachhaltigkeit einzahlt. Im Sinne der Solidarität sollten sich die Einrichtungen allein aus einer ethischen Perspektive dem Problem der großen Mengen an Speiseabfall annehmen.
In den Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) findet sich eine Zielsetzung für die Reduktion der Lebensmittelabfälle: „Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster, 12.3: Lebensmittelabfälle pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucher*innenebene bis 2030 halbieren.“ Die Bundesregierung folgt diesem Ziel und hat dies in ihrer Nationalen Reduktionsstrategie Lebensmittelverschwendung ebenfalls festgeschrieben.
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn eine Einrichtung mit 188 Betten, die zusätzlich Essen für Kindertagesstätten und „Essen auf Rädern“ kocht, 41 Tonnen Speiseabfall im Jahr produziert. Nach Erfahrungen von United Against Waste e. V., die mit der Green Guides GmbH bereits in vielen Einrichtungen im Care-Bereich Beratungsprojekte zur Reduzierung durchgeführt haben, können im Durchschnitt mindestens 20 % des Abfalls eingespart werden. Auch Reduktionen um bis zu 50% sind nicht ungewöhnlich. Allein bei einer Reduktion um 20 % entspräche dies einer Reduktion um 8,2 t. Legt man nun Kosten von 4 € zugrunde (United Against Waste e.V., Wareneinsatz, Verarbeitung und Entsorgung) belaufen sich die finanziellen Einsparungen auf 32.800 € im Jahr.
Neun Einrichtungen reduzierten im Rahmen des ersten „klimafreundlich pflegen“ Projektes (2018 – 2020) ihre Speiseabfälle, bzw. waren es neun Einrichtungen, die verlässliche Zahlen dazu liefern konnten. Insgesamt werden so 87,53 t CO2 pro Jahr eingespart. Die beste Einrichtung reduzierte ihre CO2-Emissionen durch die Beschäftigung mit dem Thema des Speiseabfalls um 28,12 t CO2 pro Jahr. Das bedeutete für die Seniorenbetreuung Neustadt a. d. Aisch eine Abfallmenge von 6,36 t im Jahr.