In unserer CAREkonkret Reihe „ So geht Hitzeschutz“ stellen wir über den Sommer verteilt mehrere AWO Einrichtungen vor, die Hitzeschutz aktiv umsetzen. In Zusammenarbeit mit KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit verfolgt die AWO das Thema Hitzeschutz und trägt es aktiv in ihre Einrichtungen und Kommunen. Mit Hilfe des Programms „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ des Bundesumweltministeriums (BMUV) konnte die AWO Rheinland Hitzeschutzmaßnahmen in ihren Seniorenzentren ausbauen. Der Träger setzt dabei u.a. auf selbstregulierende Rollläden, Markisen und große Sonnenschirme für die Außenbereiche.
Der letzte Teil dieser Beitragsserie führt zur AWO Rheinland. Die Region zählt zu denen in Deutschland, die statistisch am meisten von der Klimaerwärmung betroffen sind. Das Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen des Bundeslandes Rheinland-Pfalz hat herausgefunden, dass die Temperatur in der Region bereits um 1,6 Grad angestiegen ist. Der Anstieg liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Wert (1890 – 1900).
Das spürt man auch in den Seniorenzentren (SZ) der AWO Rheinland. Durch die steigende Hitzebelastung heizen sich die Innenräume auf. Zudem ist ein ungeschütztes Verweilen im Freien, insbesondere für die vulnerable Gruppe der bewegungseingeschränkten oder pflegebedürftigen Senior*innen, kaum noch möglich.
Aus eigenen Mitteln wurden in drei Seniorenzentren an den Fenstern bereits Hitzeschutzfolien angebracht, um die Wärmeeinstrahlung zu verringern. In einem anderen wurden Rigolen errichtet. Dies sind unterirdische Regenwasserspeicher, die durch Verdunstung die bodennahen Luftschichten abkühlen. Mithilfe des Programms vom Bundesumweltministerium (BMUV) „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ konnte die AWO Rheinland nun weitere, dringend notwendige Hitzeschutzmaßnahmen in großem Umfang umsetzen.
Rollläden für das „Haus am Hain“ in Diez
Bisher hatte man sich im SZ „Haus am Hain“ in Diez mit Ventilatoren und Klimaanlagen beholfen, um in den heißen Sommermonaten die Raumtemperatur erträglich zu halten. Das verbrauchte viel Energie und ging auf Kosten von Geldbeutel und Klima. 62 selbstregulierende Rollläden an den Fenstern reduzieren nun die Wärmeeinstrahlung. Durch die Maßnahme beträgt die Raumtemperatur auch bei Hitze zwischen 21 und maximal 26 Grad. Die einfache Anwendung der elektrischen Steuerung und der effektive Wärmeschutz kommen bei Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen gut an. Der Einsatz von elektrischen Geräten zur Kühlung ist nur noch selten nötig. Das entlastet den Stromverbrauch und schafft Entlastung bei Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen, deren Gesundheit unter der Hitzebelastung litt.
Sonnenschirm fürs „Kannenbäckerland“ in Höhr-Grenzhausen
Die Bewohner*innen des SZ „Kannenbäckerland“ in Höhr-Grenzhausen schätzen es, sich in dem schönen hauseigenen Garten mit Teich zu erholen. Aber auch hier wurden die hohe Sonneneinstrahlung und die Hitzebelastung immer mehr zu einem Problem. Zwei bisher nicht beschattete Gartenbereiche wurden deshalb mit insgesamt drei großen Sonnenschirmen ausgestattet. Sie sorgen nun für 81 m² zusätzliche schattige Außenfläche und somit für mehr Schutz und Erholung für die Senior*innen.
Markisen in Seniorenzentren „Laubach“ und „Härenwies“
Im Rahmen der Förderung haben die Einrichtungen in Koblenz und Trier verschattete Außenflächen erhalten. Im Seniorenzentrum „Laubach“ in Koblenz wurde dafür eine großflächige Markise auf der Terrasse vor dem Speisesaal des Seniorenzentrums installiert. Geschützt vor der direkten Sonneneinstrahlung, können die Bewohner*innen nun wieder im Freien verweilen. Doch die Markise bietet nicht nur auf der Terrasse Schutz vor Hitze. Als Nebeneffekt verringert sich auch der Hitzeeintrag in den angrenzenden, verglasten Speisesaal. Die Maßnahme schützt die pflegebedürftigen Senioren vor starker Hitze, reduziert gesundheitliche Risiken und verbessert somit wesentlich die Betreuungsbedingungen.

Ähnlich ist der Effekt im Seniorenzentrum „Härenwies“ in Trier. Insgesamt 29 m² wurden hier durch zwei großflächige Markisen verschattet. Dadurch kann ein bislang schattenloser Balkon und eine Terrasse auch im Sommer wieder genutzt werden. Zusätzlich zur Schaffung kühler, schattiger Außenbereiche werden auch die angrenzenden Gebäudeinnenbereiche durch die Markisen vor unerwünschter Sonneneinstrahlung und somit Wärmeeinbringung geschützt und die Wohnbedingungen im Gebäude im Sommer verbessert.
Aufgrund der erzielten positiven Effekte werden Überlegungen vorgenommen, schrittweise weitere Einrichtungen mit elektrischen isolierten Rollläden sowie Schattenspendern im Außenbereich nachzurüsten. Dabei stößt man aber auf finanzielle Grenzen. Knapp 100 000 Euro kosteten die vier durchgeführten Maßnahmen insgesamt. Ohne die Hilfe des Förderprogramms „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ wäre eine Umsetzung in dem Maße in der AWO Rheinland nicht möglich gewesen. Dabei zählt sie zu den wenigen glücklichen, die die Förderung bekamen. Viele Einrichtungen warten immer noch auf ihre Bescheide oder die zweite Förderrunde. Leider ist die sinnvolle und stark nachgefragte Förderung zwar entfristet worden, jedoch finanziell stark begrenzt, sodass nur wenige Einrichtungen davon profitieren werden. Zusammen mit KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) fordert die Arbeiterwohlfahrt eine Aufstockung des Programms. Nur so kann dringend notwendiger Hitzeschutz in sozialen Einrichtungen flächendeckend und zeitnah gelingen.
Der originale Artikel erschien am 2. September 2022 in der Ausgabe 36 der CAREkonkret.