Der bundesweite Fachtag des AWO-Projekts „klimafreundlich pflegen – überall“ beschäftigte sich dieses Jahr mit den Chancen und Grenzen des Klimaschutzes in der stationären Pflege und der Frage, wie diese Grenzen abgebaut werden können.
In bundesweit über 15.000 Einrichtungen der stationären Pflege arbeiten 1,2 Millionen Mitarbeiter*innen, die über 800.000 Pflegebedürftige betreuen. Anhand dieser Zahlen wird schnell klar, dass die stationäre Pflege nicht vergessen werden darf, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen möchte.
Der Tag begann mit einer Eröffnungsrede von Kathrin Sonnenholzer, der Präsidentin der AWO. Anschließend berichtete Steffen Lembke, Abteilungsleiter Qualitätsmanagement/ Nachhaltigkeit im AWO Bundesverband, vom Weg der AWO zur Klimaneutralität vor 2040.
Daran anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit zwei der vier angebotenen Handlungsfelder Verpflegung, Energie, Ressourcen sowie Aus- und Weiterbildung zu wählen und die jeweilige Thematik näher zu beleuchten. Darauf aufbauend wurden Fragen und Forderungen für die anschließende Podiumsdiskussion gesammelt.
Im Bereich Verpflegung ging es um gesundes und klimafreundliches Essen für Bewohner*innen. Vor allem die Menge des Fleischs mit der versorgt wird, ist ein wesentlicher Treiber für die Klimakrise. Referent*innen in diesem Workshop waren Prof. Dr. Melanie Speck, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH und Projektleitung KEEKS – „Klima- und Energieeffiziente Küche in Schulen“ und Martin Horn, dem Fachkoordinator Küchen bei den AWO Seniorendiensten Brandenburg gGmbH.
Der Workshop zum Thema Energie beschäftigte sich mit der Frage: Wie können die Potentiale für Energieeffizienz und eigene Energieerzeugung genutzt werden? Referent*innen des Workshops waren Anja Mandelkow, die bei der Bank für Sozialwirtschaft die Projektberatung Sozialimmobilien leitet und Ralf Ketelhut, dem Gebäude- und Energiemanager beim AWO Landesverband Schleswig-Holstein e.V.
Das Handlungsfeld Ressourcen beschäftigte sich mit der nachhaltigen Beschaffung von Textilien in der Pflege. Marijke Mulder als Koordinatorin Bildung und Beratung bei FEMNET e.V. und Maike Ewuntomah, Beraterin Handlungsfeld Nachhaltige Öffentliche Beschaffung, Sektorvorhaben „Unternehmerische und öffentliche Verantwortung für nachhaltige Lieferketten“ bei der GIZ GmbH präsentierten ihre Erkenntnisse.
Im Themenbereich Aus- und Weiterbildung ging es um die Frage: „Wie werden Mitarbeitende zu Botschafter*innen des Klimaschutzes?“. Carel Mohn, als Chefredakteur und Projektleiter bei klimafakten.de und Nadja Körner Pflegepädagogin B.A. und Masterstudierende Pflegewissenschaft an der Hochschule Esslingen stellten in diesem Workshop ihre Erkenntnisse vor.
Nach der Mittagspause folgte dann die Podiumsdiskussion mit Markus Broeckmann, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Nachhaltigkeit bei der AWO und Geschäftsführer des AWO Bezirksverbandes Pfalz e.V., Prof. Dr. med. Kai Kolpatzik, dem Abteilungsleiter Prävention im AOK-Bundesverband, Dr. Susanne Blancke (Unterabteilung Ga, Zukunft der sozialen Marktwirtschaft und des Sozialstaats, Digitale Transformation) und Rolf Baumann (Stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Ökonomie beim Verband diakonischer Dienstgeber). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Person Birgit Schwenk sagte sehr kurzfristig die Teilnahme ohne Ersatz zu schaffen, ab.
Herr Broeckmann untermauerte den dringenden Handlungsbedarf in puncto „Refinanzierung nachhaltiger Investitionen“.
Herr Kolpatzik unterstützt die Überlegung, sektorenspezifische Emissionsziele zu definieren- als Rahmen für Nachhaltigkeitsstrategien in der Sozialwirtschaft. Herr Kolpatzik konnte außerdem über Erfolge der AOK berichten, Nachhaltigkeitskriterien in Vergabeverfahren zu integrieren, beispielsweise bei Arzneimitteln.
Susanne Blancke will ihrem Ministerium empfehlen, eine Verankerung des Nachhaltigkeitsziels im Sozialrecht zu prüfen.
Rolf Baumann stellte wesentliche Forderungen aus dem kürzlich veröffentlichten Gutachten „Vier Schritte zur emissionsfreien Gesundheits- und Sozialwirtschaft“ vor. Dazu zählt unter anderem Klimaziele für die Sozialwirtschaft festzulegen und einen Zertifikatehandel einzuführen.
Vor dem offiziellen Ende der Veranstaltung signalisierte Maike Voss als Geschäftsführerin des Thinktanks „Centre for Planetary Health Policy“ (CPHP)in ihrem Schlusswort Unterstützung für die Lobbyingaktivitäten der Freien Wohlfahrtspflege zur Aufnahme des Klimaschutzes in die Regelfinanzierung.
Im Anschluss an die Veranstaltung konnten sich die Teilnehmende persönlich mit den Referent*innen über die Online-Plattform wonder.me austauschen und kennenlernen sowie Fragen stellen.